Pferdewissen


Verhaltensweise und Osteopathie.

 

Was hat die Osteopathie mit möglichen Verhaltensauffälligkeiten zu tun?

 

Ein wichtiger Punkt: Schmerzen äußern sich beim Pferd in vielfältiger Form.

  • Aggressionen, immer schlechte Laune
  • Introvertiert, steht immer eher am Rande, zeigt generell wenig Interesse.
  • Unmotiviert, schlapp, müde
  • Übermotiviert
  • Unberechenbares Verhalten
  • Panikatacken

Um nur einige zu nennen.

 

In der Osteopathie (speziell die Cranio) geht es darum, über das Nervensystem den Körper zu erreichen. Stichworte sind hier auch die ausgewogene Zusammenarbeit von Sympathikus und Parasympathikus. Ist ein Pferd immer im Fluchtmodus, kommt also nicht mehr zur Ruhe, kann auch dies zu Schmerzen führen, denn jeder Organismus braucht mal eine Pause.

 

Ziel einer B e h a n d l u n g ist also stets:

  • Schmerzlinderung über Gewebe
  • Regulierung des Nervensystems
  • Verbesserung der Körperwahrnehmung
  • Verbesserung der Beweglichkeit

Wenn sich Ihr Pferd also anders verhält als sonst oder auch anders, als Sie es gewohnt seid, dann sprechen Sie bitte Ihren Osteopathen an.

 

Übrigens: Pferde sind Fluchttiere. Lahmheiten zeigen sie daher erst sehr spät an! Und Rassen wie Haflinger, Isländer, Quarter, etc sind sehr sehr hart im nehmen!

 

Sie haben Fragen zu dem Thema oder möchten einen Termin für Ihr Pferd vereinbaren? Dann nutzen Sie gerne das Kontaktformular auf dieser Website oder schreiben Sie gerne direkt an: info@johanna-gottesleben.de


Zäumung: Die Westernkandare, das Bit.

 

Das Bild vom Westernreiter ist oft einheitlich: Ein völlig entspanntes Pferd läuft am lose hängenden Zügel unter dem Reiter, die Hilfengebung scheint nur über Gedanken zu erfolgen. So sollte es aussehen*.

 

Doch dieser Weg bedarf einer grundsoliden Ausbildung und ist nicht von heute auf morgen zu erreichen. Gerade das Reiten am langen Zügel braucht von Beiden ein hohes Maß an Sensibilität: Zuhören, fühlen, reagieren, aufeinander achten. Und gerade das arbeiten mit der Westernkandare stellt hier eine besondere Herausforderung. Denn bereits das leichte anheben des losen Zügels hat durch die Shanks eine direkte Auswirkung auf den Unterkiefer sowie das Genick. Man spricht hier auch von einer Hebelwirkung. Deswegen gehört die Westernkandare sowohl in erfahrene Reiterhände als auch an ein fundiert ausgebildetes Pferd und darf keinesfalls für Anfänger ohne Anleitung eingesetzt werden. Natürlich verleitet es dazu, das Pferd mittels Hebel besser im Genick zu stellen und so mehr Nachgiebigkeit zu erreichen. Doch egal, in welcher Reitweise ich reite, Nachgiebigkeit, Losgelassenheit - dies zu erreichen kann nur unter Einbeziehung des gesamten Körpers erfolgen, von der Hinterhand über den Rücken (inkl. aktiver Bauchmuskulatur) bis zur Vorhand und bis zum Genick. Und da sind wir wieder am Anfang meines Textes: Erst wenn das Pferd physisch und psychisch gut vorbereitet wurde, kann es die Kandare annehmen und ein feines Reiten wird so ermöglicht.

 

Weiteres bei den Bildern.

 

*P.S.: Übrigens auch in der Dressur und anderen Reitweisen sollten die Zügel zwar als Verbindung gelten, die Hilfen hierüber aber nicht unbedingt sichtbar sein.

 

Das "Idealbild".

Die Zügel hängen locker. Das Bit wird idR. einhändig geführt, die Hilfengebung als Ergänzung zu Sitz und Schenkel erfolgt über das Neck-Reining.

Bereits ein leichtes anheben der Zügel hat direkt Auswirkungen auf den Unterkiefer sowie das Genick, man sprich von einer Hebelwirkung.

Wird ein Pferd mit Kandare UND kurzen Zügeln geritten, bedeutet dies für das Pferd blanker Schmerz. Es verkriecht sich hinter der Senkrechten (sofern möglich), der Winkel zwischen Ganasche und Hals wird enger.

 

Mögliche Folgen:

- eingeschränkte Luftzufuhr

- Verspannungen an Kiefer, Kehlkopf, Genick bis hin zu

- Lahmheiten als Folge der Verspannungen.


Pferdewissen: Faszien des Kopfes I.

Die Fascia capitis bedeckt fast den gesamten Kopf! Sie liegt eng am Nasenrücken an und ist über die Stirn sogar mit Kopfhaut verbunden. Sie bedeckt die Ohrspeicheldrüse und die beiden größeren Muskeln M. masseter (großer Kaumuskel) und M. temporalis (Schläfenmuskel).

 

Warum ist diese kleine Info so enorm wichtig?

Eben weil die Haut am Kopf so dünn und sensibel ist, muss ganz besonders auf die richtige Passform und Verschnallung des Equipments geachtet werden. Drücken, scheuern oder rutschen Teile der Ausrüstung wie die Trense, der Kappzaum die Fliegenmaske oder auch der Fresskorb (um einige zu nennen), kann dies immense Auswirkungen auf den Kopf (evtl. Psyche) aber auch auf den gesamten Körper und somit den Bewegungsapparat haben!

 

*Rechte an den Bildern liegen bei Johanna Gottesleben

Das Pferd sollte stets genug Platz zum Schlucken und kauen haben, je nach Material  darf dieser Platz schon mal 1-2 Finger zwischen Nasenrücken und Nasenriemen betragen (ausgehend von einer durchschnittlichen Handgröße).


Pferdewissen: Faszien des Kopfes II.

 

Dieses mal geht es um eine andere, sehr wichtige Faszie am Kopf des Pferdes: Die Fascia masseterica (Faszie des großen Kaumuskels).

Auf diesen Bildern ist sehr schön zu sehen, wie diese Faszie aussehen kann, wenn sie verspannt/verklebt ist.

Die Gründe für eine solche Verklebung können sehr vielfältig sein, direkt oder auch indirekt: Stress, Probleme mit den Zähnen, unpassende Ausrüstung, Schmerzen (auch in anderen Körperregionen, wie z. B. durch Spaterkrankungen).

Es gilt also, die (direkte oder indirekte) Ursache zu finden und - sofern möglich - zu beheben, oftmals ist zusätzlich auch die Behandlung dieser Faszie nötig, um wieder Entspannung in den Kopf und somit den gesamten Körper zu bringen.

Warum in den gesamten Körper? Durch eine Läsion in dieser Faszie kann es zu weiter führenden, sekundären Verspannungen und Blockaden kommen: Das Kiefergelenk kann nicht mehr richtig öffnen/schließen, Verspannungen im Genick und Hals bis schließlich zu Lahmheiten in der Hinterhand können mögliche (!) Folgen sein. Anders herum ist dies natürlich genau so möglich (von hinten nach vorne), wie eine Domino-Effekt.

Deswegen ist das Wissen über Muskel- und Faszienketten so enorm wicht, sowohl für uns Therapeuten und Tierärzte als auch für Hufbearbeiter.

Als Pferdehalter kann ich stets empfehlen, sein Pferd genau zu beobachten, um Veränderungen wahr zu nehmen. Auch regelmäßige Fotos können hier weiter helfen, denn je früher Veränderungen festgestellt werden, desto eher können Folgeprobleme vermieden werden.

 

Für weitere Fragen könnt ihr mir wie immer sehr gerne schreiben.

 

Und wer mehr zu dem Thema Pferdegesundheit und Zusammenhänge lernen will: Eine Seminarreihe zum Thema ist bereits in Planung!

Die Fascia masseterica vor der Behandlung.

Die Fascia masseterica wenige Tage nach der Behandlung.


Pferdewissen: Faszien des Kopfes III.

 

Es gibt da eine Kleinigkeit, die allerdings großes Bewirken kann, im positiven wie im negativen Sinne.

Es geht um den Verschluss am Halfter. Ist der Druck durch den Verschluss zu stark (klein, kantig,...) kann dies bereits zu Verklebungen der Fascia masseterica und somit auch zu Verspannungen des großen Kaumuskel M. masseter führen. Was tun wir, wenn uns etwas weh tut? Richtig, wir schonen den Bereich bzw. vermeiden Bewegungen/Belastungen.

 

Eine mögliche (!) Folgekette:

- das Pferd schont die linke Wange

- die Zähne werden nicht mehr richtig abgenutzt

- die Verspannung zieht sich weiter in das Kiefergelenk

- Blockaden im Kiefergelenk und im Zungenbein sind möglich

- Muskeln, die oben am Genick/Schädel ansetzen werden durch die schonende Haltung ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen

 

= unklarer Gang an einem der vorderen Gliedmaßen

= mangelnde Losgelassenheit im Rücken da das Pferd im Kiefer fest ist.

Diese Folgesymptome durch Muskel- und Faszienketten können noch weiter gehen. Genau so geht es natürlich auch in die andere Richtung (von hinten nach vorne).

 

Oftmals wird eine verklebte Gesichtsfaszie nicht im Zusammenhang mit einer Bewegungseinschränkung des restlichen Körpers gesehen. Als Osteopath/Physiotherapeut ist es eben unsere Aufgabe, hier den Pferdekörper als ganzes zu sehen und auch auf solche Dinge (als mögliche Ursache) zu achten.

Nun können wir aber bereits durch Kleinigkeiten im Alltag etwas für unser Pferd tun und so gewisse Ereignisse verhindern: Wir verschnallen das Halfter richtig. Sowohl was die Höhe angeht als auch die Position des Hakens.

Eine Kleinigkeit, die allerdings großes Bewirken kann, im positiven Sinne.

 

Bildrechte liegen bei Johanna Gottesleben. 

 

Wichtige Anmerkung: Das Halfter dürfte außerdem natürlich etwas höher sitzen. Die Umgebung des Pferdes sollte außerdem so abgesichert sein, dass ein Hängenbleiben mit dem Halfter/den Verschlüssen ausgeschlossen werden kann! Es wird keine Haftung übernommen!


Pferdewissen: Ausrüstungstipp

 

"Das wäre fast ins Auge gegangen"

 

Manchmal gibt es Gründe, warum ein Halfter kurz offen bleiben muss. In diesem kurzen Moment kann es passieren, dass sich das Pferd erschrickt, ein Insekt vertreiben oder sich einfach nur schütteln will. Ist dann der Verschluss nirgends eingehakt, kann dieser tatsächlich ins Auge gehen und zu schlimmen Verletzungen führen!

Mein Tipp also: Auch wenn es nur für wenige Sekunden sein muss: Einfach den Haken irgendwo anders am Halfter fest machen. Damit beide Augen lange heile bleiben und nicht wegen einer so kleinen Sache Schaden nehmen. 


Pferdegespräch - Interviews

Auf meiner Facebookseite könnt ihr (auch ohne eigenen Account natürlich), die Interviews anschauen, die ich mit verschiedenen Pferdeleuten führen durfte.

 

Interview mit Gudrun Grommeck von www.pro-pferd.de

https://www.facebook.com/johannagotteslebenpferdetherapieundtraining/videos/413548580045488/

 

Interview mit Nina Jensen und Alex Zell

https://www.facebook.com/johannagotteslebenpferdetherapieundtraining/videos/342539403494695/